Data Vault 1.0 vs 2.0 Vergleich: Modellierung, Training und Implementierung

von der Redaktion

Data Vault wurde im Jahr 2000 erstmals von Dan Linstedt als alternative Datenmodellierungsmethodik vorgestellt. Was zunächst als einfacher Ansatz für Data Warehousing begann, entwickelte sich über mehr als ein Jahrzehnt zu einer umfassenden Architektur. Bis 2013 hatte Linstedt eine vollständige Data Vault Architektur ausgearbeitet und das grundlegende Werk „Building a Scalable Data Warehouse with Data Vault 2.0“ veröffentlicht.

Die Weiterentwicklung zur Version 2.0 war keine Revolution, sondern eine Evolution. Das Rad wurde nicht neu erfunden – die Grundprinzipien blieben bestehen. Der Übergang zur Version 2.1 erfolgte organisch, um den veränderten Anforderungen der modernen Datenlandschaft gerecht zu werden. Die Entscheidung, bei der Versionsnummer 2.1 zu bleiben statt 3.0, unterstreicht die Kontinuität des Ansatzes.

Grundlegende Designprinzipien: Was bleibt gleich

Die Kernmodellierung mit Hubs, Links und Satellites bleibt vollständig erhalten. Diese fundamentalen Bausteine bilden nach wie vor das Rückgrat jeder Data Vault Implementierung. Hubs enthalten eindeutige Geschäftsschlüssel, Links verknüpfen diese miteinander und Satellites speichern die beschreibenden Attribute mit zeitlichen Bezug.

Die bewährten ETL-Muster (Extract, Transform, Load) funktionieren unverändert weiter. Nur Insert-Statements werden verwendet, was die Ladeprozesse vereinfacht. Die Reihenfolge bleibt identisch: Erst werden alle Hubs geladen und neue Surrogat-IDs für Geschäftsschlüssel erstellt, anschließend die Links zwischen den Hubs mit ihren neuen Beziehungen, dann die Hub-Satellites und abschließend die Link-Satellites.

Die logische Trennung zwischen Geschäftslogik und Datenstruktur bleibt das zentrale Prinzip. Rohdaten werden unverändert gespeichert, Geschäftsregeln erst in nachgelagerten Schichten angewendet. Diese klare Abgrenzung ermöglicht Änderungen in der Geschäftslogik, ohne die zugrundeliegende Datenstruktur zu beeinträchtigen.

Zentrale Neuerungen in Data Vault 2.1

Die moderne Terminologie findet nun explizit Berücksichtigung in der Methodologie. Data Lakehouse, Data Mesh und Data Fabric werden nicht mehr nur als Schlagworte behandelt, sondern bekommen konkrete Einordnungen in die bestehende Architektur. Dies hilft Organisationen zu verstehen, wie diese Konzepte mit Data Vault harmonieren.

Databricks und ähnliche Cloud-Plattformen erhalten deutlich mehr Aufmerksamkeit. Die Schulungsinhalte berücksichtigen nun systematisch die Besonderheiten moderner Analytikplattformen und deren Integration in Data Vault Umgebungen.

Sicherheitsaspekte spielen eine größere Rolle als zuvor. Role-based Access Control und Row Level Security werden ausführlich behandelt. Diese Entwicklung spiegelt die gestiegenen Compliance-Anforderungen wider, denen sich Unternehmen heute gegenübersehen. Funktionen wie Column Level Security und Datenmaskierung werden dort eingesetzt, wo die jeweilige Datenbankplattform dies unterstützt.

Managed Self-Service BI wird als Antwort auf wachsende Teams konzipiert. Statt eines zentralen IT-Flaschenhals ermöglicht dieser Ansatz verschiedenen Fachbereichen eigenständiges Arbeiten mit den Daten, ohne die Enterprise-Vision zu verlieren.

Logische vs. physische Modellierung

Die wichtigste konzeptionelle Neuerung liegt in der klaren Trennung zwischen logischer und physischer Modellierung. Data Vault wird als logische Methodologie verstanden, deren konkrete Umsetzung je nach technischer Plattform variieren kann.

Während Sie auf einer relationalen SQL Server-Datenbank separate Hub- und Satellite-Tabellen erstellen würden, könnten Sie auf einer Document Store-Datenbank diese Informationen in einem einzigen Dokument zusammenfassen. Diese Flexibilität nutzt die spezifischen Stärken verschiedener Datenbanktechnologien optimal aus.

Graph-Datenbanken, Document Stores und relationale Systeme erfordern unterschiedliche Implementierungsansätze. Die logischen Konzepte von Hubs, Links und Satellites bleiben bestehen, ihre technische Realisierung passt sich jedoch der jeweiligen Plattform an. Bei Document Stores kann eine Denormalisierung sinnvoll sein, um die Vorteile dieser Technologie zu nutzen.

Diese Unterscheidung befreit Data Engineers von der starren Vorgabe, überall identische Tabellenstrukturen zu implementieren. Stattdessen können sie die beste technische Lösung für ihre spezifische Umgebung wählen, ohne die logischen Prinzipien zu verletzen.

JSON-Handling und unstrukturierte Daten

Ein kompletter Abschnitt widmet sich nun der optimalen Verarbeitung von JSON-Daten. Moderne Quellsysteme liefern Informationen häufig nicht mehr in klassischen tabellarischen Formaten, sondern als verschachtelte JSON-Strukturen mit Arrays und Objekten.

Die neuen Richtlinien zeigen konkrete Strategien für den Umgang mit mehrstufig verschachtelten Datenstrukturen auf. Arrays innerhalb von Objekten und Objekten innerhalb von Objekten erfordern spezielle Behandlungsansätze. Diese Komplexität kann nicht mehr mit herkömmlichen relationalen Denkmustern bewältigt werden.

Die Methodologie bietet nun bewährte Praktiken für die Zerlegung und Strukturierung dieser komplexen Datenformate. Dies ist besonders relevant für APIs, IoT-Daten und moderne Webanwendungen, die JSON als bevorzugtes Austauschformat verwenden.

Trainings- und Zertifizierungsunterschiede

Die Gesamtdauer für eine vollständige Zertifizierung hat sich von einem auf fünf Tage erhöht. Die Präsenzzeit bleibt bei drei Tagen (normalerweise Montag bis Mittwoch), aber der Vorbereitungsaufwand durch Videomaterialien ist deutlich umfangreicher geworden.

Jedes Videomodul dauert zwischen 20 Minuten und einer Stunde. Diese Aufteilung in überschaubare Lerneinheiten entspricht modernen E-Learning-Prinzipien und ermöglicht flexiblere Lernrhythmen. Nach jedem Modul können Sie Ihr Verständnis durch ein Quiz überprüfen.

Die Schulungen finden etwa einmal monatlich statt, mit drei englischsprachigen und zwei deutschsprachigen Terminen. Diese Regelmäßigkeit sorgt für kontinuierliche Verfügbarkeit aktueller Schulungsplätze. Bei Fragen zu dem Thema Data Vault schafft Scalefree Klarheit, da das Unternehmen eine umfassende Expertise in dem Bereich bietet.

Die Zertifizierungsprüfung baut systematisch auf den Quizfragen der einzelnen Module auf. Dies schafft einen roten Faden zwischen Lerneinheiten und finaler Bewertung. Teilnehmer können sich gezielter auf die Prüfung vorbereiten, da sie bereits während der Lernphase ein Gefühl für die Fragestellungen entwickeln.

Differences between Data Vault 2.0 and Data Vault 2.1

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Praktische Implementierungsaspekte

Reale Projekte demonstrieren die Skalierbarkeit der Methodologie eindrucksvoll. Micron verarbeitet beispielsweise 3,2 Billionen Datensätze aus zehn weltweiten Fertigungsstandorten, was 2,2 Milliarden Datensätzen pro Stunde entspricht. Jede einzelne Data Vault Tabelle enthält durchschnittlich 360 Milliarden Datensätze.

Real-time Streaming von IoT-Geräten wird nativ unterstützt. Dies ist besonders relevant für die Gesundheitsbranche, wo IoT-Geräte zunehmend zur Überwachung von Patienten in Krankenhäusern, Notaufnahmen und Rehabilitationszentren eingesetzt werden.

Master Data Management profitiert erheblich von Data Vault Strukturen. Die Identifikation von Patienten mit mehreren Datensätzen oder unterschiedlichen Namensschreibweisen wird durch die Hub-Struktur mit Geschäftsschlüsseln systematisch unterstützt. Dies löst ein zentrales Problem im Gesundheitswesen.

Automatisierung erreicht bis zu 98 Prozent des gesamten Ladeprozesses bis zur Raw Data Warehouse Schicht. Diese Automatisierungsgrade sind nur durch strikte Einhaltung der Standards erreichbar. Abweichungen von den definierten Mustern reduzieren den Automatisierungsgrad erheblich.

Die Implementierung ermöglicht sub-sekündige Antwortzeiten bei Abfragen über Milliarden von Datensätzen. Performance und Skalierbarkeit sind keine Zufallsprodukte, sondern Ergebnis durchdachter Architekturentscheidungen.

Herausforderungen und häufige Fehler

Der größte Stolperstein liegt in der mangelnden Einhaltung definierter Standards. Auch nach umfassender Schulung neigen Teams dazu, die Regeln zu beugen oder anzupassen. Jede Abweichung untergräbt jedoch die mathematischen Grundlagen, auf denen die Automatisierung und Skalierbarkeit basieren.

Menschliche Trägheit und Widerstand gegen Veränderungen sind systemische Probleme. Entwickler möchten bei gewohnten Arbeitsweisen bleiben und sehen keinen Grund für Umstellungen. Ohne konsequente Qualitätssicherung schleichen sich schnell alte Gewohnheiten wieder ein.

Change Data Capture (CDC) auf Quellsystemen wird häufig vernachlässigt. Für echte Skalierung und Real-time-Verarbeitung führt jedoch kein Weg an CDC vorbei. Wenn Unternehmen täglich Milliarden von Datensätzen verarbeiten möchten, müssen sie in diese Technologie investieren.

Data Lakes werden fälschlicherweise als Allheilmittel betrachtet. Die Vorstellung, alle Daten ungefiltert in einen „Datensee“ zu schütten und später zu sortieren, ignoriert bewährte Praktiken aus Jahren der Datenintegration. Data Scientists verbringen dann 80 bis 90 Prozent ihrer Zeit mit Datenprofiling, anstatt Mehrwert zu schaffen.

Fehlende Business-Unterstützung für Governance und Accountability schwächt jede Implementierung. Ohne Rückhalt aus der Geschäftsführung für saubere Datenpraktiken scheitern auch technisch perfekte Lösungen. Data Governance ist keine reine IT-Aufgabe, sondern erfordert organisationsweites Commitment.